Dienstag, 29. Juni 2010

Nordwestkante Falkenstein/ Thüringen

End of the Affair
Am 1.Juni 2002 begann eine Beziehung, die nun Leider (oder zum Glück?) am 20.Juni 2010 zu
Ende ging. `02 waren wir ein noch sehr ungleiches Paar. Die Nordwestkante des Falkensteins mit
ihren 90m Länge und 15m Überhang und meinereins mit einem Oberarmumfang von 20cm und 55
Kg Lebendgewicht. Von weitem muss das Schauspiel ausgesehen haben als würde Mickey Mouse
mit Dumbo kopulieren. Ich rackerte mich endlos ab um die Kante, die 1964 von Dieter Hengelhaupt
und Fritz Langenhan eröffnet wurde und mit A3/5+ bewertet wurde, zu besteigen. Nach knapp 40
Jahren waren auch einige der Fichtl in recht maroden Zustand und das macht die Sache schon
wieder spannend da der Technosport nun nicht zu meinem Lieblingskletterstil gehört.
Da ich aber alle Touren am Falkenstein klettern wollte musste ich in diesen Apfel beißen. Damals
schrieb ich in mein Tourenbuch „...geht Frei..wohl im 10ten Grad“. Damals hatte ich noch keine
Ahnung wie der 10te Grad ausschaut und bei einigen Stellen konnte ich mir keinen Reim daraus
machen wie das gehen soll.
Im Herbst des Jahres brach ich mir in den Staaten das Bein und die nächsten 2 Jahre war an den
10ten Grad nicht zu denken und so verblasste die Erinnerung an die Kante. Erst 2006 befand ich
mich wieder unter der Kante um einen erneuten Anlauf zu wagen „möglichst Frei“zu klettern. Einen
großen Teil der Route konnte ich nun schon wenigstens die einzelnen Züge machen doch „Frei“
waren lediglich die Flüge die ich beim Probieren hatte. Zweimal gingen die Flüge zu weit das die
morschen Fichtl aus der Wand flogen und mir auf den Schädel krachten. Da aus Mickey Mouse nun
so langsam „ Master Splinter“ wurde, passte das noch anfangs so ungleiche Paar doch schon besser
zusammen.
Ein Jahr darauf ersetzte ich die heraus gestürtzten Haken durch solide Bühler und machte einen
erneuten Versuch die Matrix durch die senkrecht geschichteten Porphyrplatten zu entschlüsseln.
Nach 50m an der Kante entlang, gelang es mir aber dann doch nicht die fehlenden Bausteine für
eine Freie Begehung zu finden. So ließ ich „erstmal Eis über die Sache wachsen“ und fuhr in andere
Länder um an ähnlich festen Gestein (Dolomiten ;)) zu klettern.
Dieses Jahr konnte ich nun endlich wieder Jemand für den Falkenstein begeistern was ja nicht
immer so war. Erstrecht nicht wenn man das Hülloch und den Monte Arturio um die Ecke hat. Wer
will auch schon freiwillig eine Stunde laufen und dann noch feststellen das es regnet und das
Thermometer auf 0 steht. Die Nähe zum Rennsteig lassen oft ein besonderes Klima, am 100m
hohen Klumpen, zu. Nach dem diesjährigen kalten Winter hoffte ich auf „positive“ Veränderung
der Griffe an der Kante ;) .
Und Tina fands auch Klasse nach dem letzten Yosemite Urlaub wieder höhere Berge als die
Marienthaler Wand oder den Weißenstein zu besteigen. Die Sonne die seit Juni wieder regelmäßiger
schien ließ auch die letzten Schneereste im Schmalwassergrund tauen und so stand einem
Falkensteinwochenende nix mehr entgegen.
Na fast nix!
Es regnete ab Sa. abend und so blieb mir nur die Freude über ein erfolgreiches Ausbouldern bei
dem alle Züge gingen. Die Woche drauf konnte ich Erna und die „Donnerstagsklettergruppe“ fürs
„alpine Gewänd“ überreden. 2 Meter nach den schwersten Stellen musste ich nun durch nassen
Bruch wühlen und so setzte ich beim nächsten Besuch 2 Haken eine Meter nach rechts um über
festen Fels den Gipfel zu erreichen.
Das jährliche Sektionswochenende stand vor der Tür und Tina ließ sich auch wieder auf ein
Wochenende „im Wald“ ein. Fr. und Sa. liefs schon gut sehr gut mit dem Ausbouldern und abends
fings wie so oft an zu regnen. Ich sah schon wieder die „Felle wegschwimmen“ doch der Sonntag
zeigte sich von seiner besten Seite. Bewölkt und Wind versprach Gripp von feinsten! Gleich der
erste Versuch endete in der Cruxpassage mit weiten Zügen an Seitgriffen. Die tollen Haken
funkelten mich beim klettern an, aber klippen konnte ich sie beim besten Willen nicht so
ausgefahren wie die Züge waren. Das Fluggelände war aber mit 50m Luft unter den Sohlen bestens
präpariert und ich war guter Dinge heut noch den Gipfel zu erreichen.
Im nächsten war es dann soweit. Erna kletterte sein langes Projekt „Esperanto“ und die Stimmung
war auf „Peak“ eingestellt.
Die erste Sl. (9-) lief wie im Schlaf und die vielen Zuschauer an der Bergwachthütte machten sichs
mit Hopfenkaltschalen gemütlich. Die glatten Platten der Westseite der Kante an der geklettert wird
bieten heute beste Reibung und so komme ich frisch an der Crux an. 3 Deadpoints später versuche
ich Mittels lautstarken „Ausatmen“ leichter zu werden und so den nötigen Auftrieb für den letzten
Zug in einen Untergriff zu bekommen. Die Taktik geht auf und ich stehe auf der Platte unter dem
letzten Dach. „Nun nur nix vermasseln“ denk ich mir am Schüttelpunkt. Es passte alles! Und nach
weiteren 10m stand ich am Ende der 2ten Seillänge. Unter lautem Beifall aus Richtung
Bergwachthütte klippte ich den Stand und eine Erleichterung machte sich breit. Ich zog das Seil
durch die Exen und warf es auf den Boden zurück. Tina stand immer noch an Fuße der Kante und
ich kletterte die 3te Seillänge noch 10m hinauf bis mich Tina aus der Sicherung nahm und ich die
letzten 20m das Seil hinter mir her schleifte bis ich den Gipfel erreichte. Nach dem Pflichteintrag
im Gipfelbuch gings wieder rückwärts die Tour hinunter. Ich musste ja die 30 meist 1m langen Exen
wieder ausbauen.
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel!
So endet die Affaire mit einer der tollsten Linien in Thüringen.
Dank an alle Sicherer über die Jahre!
Danke Dinte, Nils,Kai, Hannes,Erna und Tina für eure Geduld!
Und hoffe auch insgeheim, das der Falkenstein wieder etwas mehr „in Mode“ kommt und immer
wieder Kletterpartner für Thüringens größten „Klumpen“ zu finden sind.





9 Kommentare:

Buchi hat gesagt…

18m Überhang, schon stark, trotz Hüllochkonkurrenz.

Dann gibts ja nun nur noch einen Weg, der noch keine Freie hat.

Dirk hat gesagt…

Bergweg, Direttissima,Siegbertroute,mein Projekt in der Nordwand, Projekt beim Tanzen...Hab ich 18m geschrieben? So in etwa! Musste immer den Hang hochkrauchen nach dem Ablassen.

Buchi hat gesagt…

k.a., hab irgendwann mal 18m aufgeschnappt als ich mitm Kumpel von der Bergwacht drunter stand. Irgendwer hats wohl mal gemessen.

Da kann man schön vom Vorblock pendeln.
Ich dachte Bergweg wäre schonmal geklettert.

google blog hat gesagt…

echt coole aktion. im osten kann man halt immer noch echte abenteuer erleben. wann ist die komplette besteigung des bergweges dran, oder schon gemacht?

mfg obbi

Dirk hat gesagt…

@Buchi&obbi. Hannes Vogt hat den Boulder(schwerste Stelle) des Bergweges geklettert und 2 Exen geklippt. Da er halt wie immer damals schauen wollte ob ers durchsteigen kann. als es dann geklappt hat hatte er natürlich keine exen für die letzten 20m und stoppte nach der Crux. Hab ihn dann genervt die Tour ganz zu klettern, aber ihm hat es gereicht den Bboulder vom Boden aus zu klettern. Lacrima hat er auch so geklettert. JJeder kann machen was er wie will von mir auswenn er damit glücklich wird und sagt wie es war. Aber ne Erstbegehung ist was Amtliches und sollte so geschehen wies der Kurt Albert geschrieben hat oder die eigene "Erstbegehungsart": z.B. Toprope, 4.Haken vorgeklippt..) zu sagen! Bin ich ein Nazi weil ich mit dieser Art von Erstbegehung nicht einverstanden bin ( musste ja was in den Kletterführer scchreiben)???????

Buchi hat gesagt…

ach so, ne deswegen ist man kein nazi :). aber der bergweg stand doch schon im alten führer drin und es wurde auch als geklettert gemeldet, kann ich ja nicht wissen. machts halt jemand anderes bis hoch. der mittlere teil sah jedenfalls aus den leitern echt schön aus, war mir aber zu schwer zum freiklettern, blöd wenn man einmal in den Schlingen baumelt, kommt man schwer wieder ins klettern auch wenns vielleicht ginge. oben links raus ist es ja dann wieder leicht.

wobei wenn man lagrima anguckt, man nicht denkt, daß da auch irgendwo nach der crux noch was leichtes kommt :).

google blog hat gesagt…

mag ja sein, aber der komplette durchstieg des bergweges steht immer noch aus und wurde so noch nicht gemacht. auch wenn es nur nervige 20 m im leichten gelände sind. wallstreet hat auch nur oben den boulder und unten eierst du ne 9er platte hin. das ist doch fast immer so. nur das ganze zählt.
@lacrima: finde ich auch schwach, wenn man es nicht komplett macht. auch wenn dort ein nohand ist, würde der ein oder andere den anschließenden 9er nicht mehr hochkommen, um den eigentlichen umlenker von lacrima zu klippen.

wer diesen begehungsstil bevorzugt, sollte man lieber bouldern gehen.........verstehste

Anonym hat gesagt…

Lieber Dirk, Gratulation zu dieser großartigen Leistung!!!
Ist es nun insgesamt 10 oder 10+?
Auf jeden fall sagenhafte Linie...
Gerald

Dirk hat gesagt…

Na 10 würd ich sagen. Wenn man am Nohand( der is zwar nicht so bequen) etwas ruht wirds nicht schwerer aber eine Sl. was schöner is!

Mein Bild
Wie immer auf der suche nach Felsen